JAAA,
man kann in Hamburg wieder in die Oper gehen, um einfach nur Spaß zu haben!!!
Während ich es in der gesamten letzten Saison auf nur acht Vorstellungen
gebracht habe, war das in dieser ja noch jungen schon meine achte und
bisher habe ich keine nur im Ansatz bereut!!! Dazu zählt auch diese.
Großen
Anteil daran, hat die absolut köstliche Inszenierung von Marco Arturo
MARELLI, der es schlicht und ergreifend schafft, das Idiom dieser Oper
zu treffen. Es macht einfach Spaß, diese Produktion anzuschauen! Die Geschichte
wird mit einem so sympathischen Witz und stimmiger Personenführung erzählt,
da stört einen auch nicht die etwas eigenartige Bühne, die Marelli selbst
entwarf. Die Kostüme von Dagmar NIEFIND-MARELLI paßten sehr gut in das
Gesamtbild. Erwähnenswert ist auf jeden Fall die tolle Lichtregie von
Manfred VOSS, die erheblich zu der stets passenden Atmosphäre beitrug.
Das Schöne ist, daß man dieser nunmehr schon fast 14 Jahre alten Produktion
ihr Alter gar nicht anmerkt.
Bei
den Sängern gab es sehr viele Haus-Debüts, sämtliche Herren waren das
erste Mal hier zu erleben. Der junge Saimir PIRGU (Ferrando) war in der
letzten Zeit immer mal wieder in Wien zu hören, und ich war schon ein
wenig gespannt auf ihn, schon in Anbetracht der Tatsache, daß die Tenöre
in letzter Zeit hier teils sehr toll waren. Und was soll ich sagen: Er
hat mich nicht enttäuscht. Sein heller Tenor eignet sich sehr gut für
diese Musik, er vermittelt viel Freude sowohl am Singen, als auch am Spielen
(aber wer tut das bei solch einer Regie nicht...?). Und beides macht er
dazu noch überzeugend. Das einzige Problem, was er hatte, war der Umgang
mit der Kreide, als er bei seinem (im Übrigen sehr schön gesungenen) "Un'aura
amorosa" ein Herz malen sollte. Man darf gespannt sein, wie sich dieser
vielversprechende Sänger entwickeln wird.
Gegen
ihn fiel seine Dorabella ein wenig ab. Das neue Ensemble-Mitglied Brenda
PATTERSON sang zwar ohne Fehl und Tadel, aber mir fehlte die rechte Rollenidentifikation.
Ganz anders war es um Helen KWON bestellt, die als Fiordiligi mit viel
Gespür für den angemessen übertriebenen Witz und für Musikalität großen
Eindruck machte. Man merkte ihr an, daß sie in diesem Fach über viel Erfahrung
verfügt.
Als
Guilelmo stellte sich Fabio Maria CAPITANUCCI dem Hamburger Publikum vor
und präsentierte seinen interessanten Bariton, den man sich durchaus im
Verdi-Fach vorstellen kann. Glücklicherweise verließ er sich nicht nur
auf sein prächtiges Material, sondern sang und interpretierte sehr zufriedenstellend.
Dritter im Bunde der debütierenden Männerriege war William SHIMELL, der
einen hörenswerten Don Alfonso sang. Er hat durchaus seine Qualitäten
im Parlando und hielt sich rollengerecht ein wenig im Hintergrund, um
zu beobachten, zu kommentieren, aber auch zu triumphieren.
Leider
gibt es auch eine Fehlbesetzung zu vermelden. Normalerweise höre ich Gabriele
ROSSMANITH gerne, aber die Rolle der Despina ist einfach nichts für sie.
Sie sang zwar anständig, aber ihr fehlt das Intrigante, das Abgeklärte,
das diese Partie eigentlich erfordert, vollkommen. Schade...
Was
hat nur das PHILHARMONISCHE STAATSORCHESTER während der Sommerpause gemacht
(langsam glaube ich echt an ein Sommercamp für Künstler...)??? Jedenfalls
spielte es unter Walter ATTANASI mit einer selten gehörten Spielfreude
und großem Sinn für Details. Diese "Cosi" hatte Brio, Italianita und Feuer.
Doch nicht nur diese Aspekte gelangen dem Klangkörper, sondern auch wunderschöne,
eindringliche Momente wie z.B. das zart-wogende Terzettino "Soave sia
il vento", wie ich finde eines der schönsten Stücke Mozart. Der CHOR unter
Tilman MICHAEL ließ sich davon leider nicht anstecken... WFS
|