Seit
Beginn der aktuellen Spielzeit veranstaltet die Hamburgische Staatsoper
monatlich an einem Freitag Konzerte von 60 Minuten Dauer in der Opera
stabile. "Zwischen Feierabend und Theater- oder Restaurantbesuch noch
ein kleines, fröhliches Konzert mitnehmen?", wird auf der Website der
Staatsoper dazu gefragt, und das Konzept folgendermaßen umrissen, "Hier
präsentieren sich Künstler der Hamburger Oper: Solisten, Mitglieder des
Internationalen Opernstudios und des Ensembles sowie der Philharmoniker
und des Opernchores."
In
Dezember gestalteten Pavel Baransky und Alexander Tsymbaluyk eine "Liederstunde"
mit Werken russischer und ukrainischer Komponisten. Begleitet wurden sie
von Anna Kravtsova am Klavier.
Im
ersten Teil des Konzertes war es an Pavel BARANSKY, sich abseits der großen
Bühne den Hamburgern zu präsentieren. Seine sichtliche Nervosität, die
sich hier und da im Gesang niederschlug, war eigentlich unnötig, denn,
ob Glinka, Tschaikowski, Kosenko oder Rachmaninow, der Sänger war den
vokalen Herausforderungen gewachsen. Hinzu kam, daß es ihm gegeben ist,
auch in dem kleinen Rahmen eines Konzerts Werke und Inhalte so zu präsentieren,
daß der Zettel mit den übersetzten Texten fast überflüssig war.
Besonders
gefielen die Arie des Gnata aus Konstantin Dankjewitschs "Nazar Sdidolja",
einem Werk, das definitiv nur der russischsprachige Teil des Publikums
gekannt haben dürfte, sowie die Interpretation der Aleko-Arie, bei der
ein so nicht vermutetes überschäumendes Temperament zutage trat.
Alexander
TSYMBALYUK ist generell der extrovertiertere Sänger im Vergleich zu seinem
Bariton-Kollegen. Dem Baß scheint es sichtlichen Spaß zu bereiten, mit
dem Publikum zu spielen. Die mächtige Stimme ist für den kleinen Rahmen
fast zu groß, ohne daß der Künstler forcieren müßte. Er sang Lieder von
Dargomischky (darunter eine Vertonung des gleichen Lermontow-Gedichtes,
welches Baransky zuvor in der Version von Kosenko gesungen hatte), Guriljow,
Malashkin und Rachmaninow.
Höhepunkt
seines Programmteils waren sicherlich Mussorgskys "Flohlied", bei dem
man das Gefühl hatte, der Teufel blicke auf das Publikum in Auerbachs
Keller mit arroganter Nonchalance herab, zwei Volkslieder und die Zugabe,
bei der sich der Baß selbst an den Flügel setzte und nebenbei Klaviervirtuosentum
parodierte.
An
den Tasten hinterließ Anna KRAVTSOVA erneut einen sehr positiven Eindruck.
Sie ist Sängerbegleiterin, aber auch seelische Stütze (gut gegen übergroße
Nervosität) und vermag es gleichzeitig ihre eigenen künstlerischen Aspekte
zum Abend beizusteuern.
Das
"After work"-Konzept ist eine hervorragende Idee - mit einem kleinen Nachteil:
Die Konzerte sind eben tatsächlich nur 60 Minuten lang. Man hätte den
drei Künstlern gut die doppelte Zeit zuhören können. MK & AHS
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