"Guck
mal, Micha, Pinguine!" - Das war das erste, was mir vor mittlerweile mehr
als zehn Jahren zu dieser "Rigoletto"-Inszenierung von Andreas HOMOKI
einfiel, und viel mehr gibt es eigentlich auch jetzt nicht dazu zu sagen.
Es ist und bleibt ein merkwürdiger Wirrwarr aus unterschiedlichen Personen
in Kostümen mit Farben von Halmasteinen und z.T. sehr pinguineskem Aussehen.
Die
66. Vorstellung seit der Premiere im Oktober 1994 brachte aber auch viel
erfreuliches, woran Vittorio GRIGOLO als Duca einen großen Anteil hatte.
Der junge Tenor ist ein quicklebendiges Spieltalent, der einem Wirbelwind
gleich über die Bühne tobt, singt, lacht, flirtet und genau das richtige
Maß an (übersteigertem) Selbstbewußtsein über seine Rolle präsentiert.
Dabei wirkt er nicht eine Sekunde unsympathisch. Dazu verfügt über eine
gefällige, individuell klingende Stimme, die in dieser Partie vielleicht
noch hin und wieder ihre Grenze verrät, aber bereits eine gute Tragkraft
besitzt.
Die
Gilda des Abends L'ubica VARGICOVA brachte nicht nur eine gefällige Erscheinung,
sondern auch ein instinktives Gespür für das richtige Maß an Dramatik
mit und steigerte sich so von Szene zu Szene. Koloraturen liegen ihr ebenso
geläufig in der Kehle wie theatralischen Ausbrüche. Sie vermittelt Lieben
wie Leiden der Figur gleichermaßen intensiv.
Als
nicht akzeptabel muß man dagegen die Leistung von Paolo GAVANELLI in der
Titelpartie bezeichnen. Unsauberer Gesang, eine Rolleninterpretation,
die gegen Null tendierte. Außerdem zeigte sich der Bariton als ein Meister
im Verschleppen von Tempi. Spannend fand ich seine Interpretationen nie,
doch dieser Abend brachte ein Höchstmaß an Phlegma, was leider vom Dirigenten
unterstützt wurde.
Höchst
erfreulich indes das weitere Drumherum: Tigran MARTIROSSIAN und Renate
SPINGLER als bitterböses Geschwisterpaar, wobei ersterer seinen düsterdunklen
Baß noch besser als in der "Traviata" präsentieren konnte, und Frau Spingler
schon allein mit der Stimme Erotik pur verströmte. Dazu Carsten WITTMOSER
als Monterone, der keines flammendroten Outfits (plus Haar) bedurft hätte,
um die Aufmerksamkeit von Hof und Publikum auf sich und seinen Prachtbaß
zu lenken, sowie Pavel BARANSKY (Marullo) und Wilhelm SCHWINGHAMMER (Ceprano),
die den positiven Eindruck, den man insgesamt vom ergänzten Hamburger
Ensemble gewinnen konnte, unterstützten.
Positiv
überrascht hat das Dirigat von Dan ETTINGER, der von der extrem langsamen
Begleitung Rigolettos (sängerfreundliches Dirigieren ist natürlich immer
toll und wünschenswert, aber man sollte nicht das Gefühl haben, daß das
Orchester dabei einschlummert), eine ausgereifte, fast liebevoll zu nennende
Verdi-Interpretation bot, bei der die PHILHARMONIKER HAMBURG so diszipliniert
wie engagiert mitzogen. AHS
|