Auf
seiner Liederabend-Tournee durch Deutschland gastierte José CARRERAS auch
nach mehr als drei Jahren Pause in der trotz happigen Preisen fast ausverkauften
Hamburger Musikhalle. Wie man später erfuhr, war es in Hamburg der heißeste
17. März seit Beginn der Temperaturmessungen, was dazu beitrug, daß sich
im Saal eine für diese Jahreszeit höllische Hitze entwickelte. Die Organisation
ließ ansonsten zu wünschen übrig, denn auch nach Beginn des Konzertes
wurden noch Zuhörer eingelassen, der Beleuchter wanderte während des ersten
Teils fünfmal durch unsere Reihe, an deren Ende der Scheinwerfer stand...
Trotz
dieser Anfechtungen war es ein ausgesprochen erfreulicher Abend. Das Programm
bestand aus Liedern von Costa, Tosti, Tirindelli, Serrat, Cioffi, Lama,
Rendine und Gastaldon. Die Auswahl war klug auf den Sänger zugeschnitten;
die unglaublich breite Mittellage strömt mit einem samtigen Klang, und
die Piani mit Schwelltönen soll Carreras erst einmal jemand nachsingen.
In
einigen Kritiken war später mit leicht verächtlichem Tonfall zu lesen,
es handele sich bei dem Programm lediglich um Salonmusik. Dies mag richtig
sein, wird diese Musik jedoch von einem Künstler wie Carreras vorgetragen,
gewinnt sie ungemein an Qualität, denn mit derartiger Ausdruckskraft und
Leidenschaft, nur mit einem geringen Maß an Sentimentalität, dabei den
Kitsch größtenteils vermeidend und jedem einzelnen Wort nachgehend gesungen,
hat die Musik auf einmal Nuancen, die man niemals vermutet hätte. Eine
von Carreras’ Stärken lag schon immer in seiner unnachahmlichen Phrasierungskunst,
die mit den Jahren sich noch vertieft hat.
Das
Publikum tobte und erklatschte sich insgesamt sechs Zugaben, darunter
„Core ’ngrato“, „Torna a Surriento“ und ein traumhaft phrasiertes „Santa
Lucia“, die der gut gelaunte und sichtlich animierte Tenor gerne gewährte.
Lorenzo
BAVAJ begleitete am Flügel kompetent, speziell bei den Zwischenspielen
mit auffälligem Feuer und ausgesprochen aufmerksam.
Das
NUOVO QUARTETTO ITALIANO hingegen fiel vor allem durch etliche unsaubere
Töne sowie durch enervierendes Kaffeehausgeschrammel auf. In ihren vier
Solo-Stücken herrschte der gefürchtete Humtata-Effekt vor. Derartig Negatives
konnte man Cor MUTSERS (Mandoline) und Patrick VAN GERVEN (Gitarre) nicht
nachsagen, die ihre Aufgaben unauffällig erfüllten. MK
P.S.:
Wo einige Kritiker sieben Zugaben, in denen auch Opernarien enthalten
gewesen sein sollen, gezählt haben mögen, kann ich nicht sagen. In diesem
Konzert war das jedenfalls nicht.
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