Große
Sängernamen sind in Hamburg in den vergangenen Jahren eher selten geworden,
und so überrascht es eigentlich, daß das Konzert von Agnes BALTSA von
der Hamburger Presse kaum zur Kenntnis genommen wurde.
Das
Programm wies vor der Pause französische Arien von Massenet („Hérodiade“
und „Werther“), aus „Carmen“ („Carreau, Pique“) und „Les Troyens“ auf,
nach der Pause Italienisches von Bellini („I Capuleti e i Montecchi“),
Verdi (Ebolis Schleierlied) und Mascagni („Voi lo sapete“) auf.
Im
ersten Teil hatte Agnes Baltsa ein wenig mit dem teilweise zu lauten Orchester
zu kämpfen, so daß nicht alle von ihr gesetzten piani vollständig zum
Tragen kamen. Trotzdem gelang es ihr, jeder Arie ihr eigenes Profil zu
geben, das unverwechselbare Timbre sorgte hier für zusätzlichen Reiz,
wodurch die Gefahr von Gleichförmigkeit der Stücke gar nicht erst drohte.
Der oft behauptete Registerbruch war an diesem Abend jedenfalls nicht
hörbar.
Im
zweiten Teil brachte das Temperament der Sängerin ein wenig südliche Sonne
in den bisher kalten Hamburger Sommer, indem man die lodernden Gefühle
der dargestellten Figuren praktisch am eigenen Körper verspüren konnte.
Speziell bei Ebolis Schleierlied konnte man nicht nur die bekannte Ausdruckskraft
von Agnes Baltsas Stimme bewundern, sondern eine bemerkenswerte Virtuosität
in den Koloraturen, die niemals Selbstzweck war. Faszinierend war ebenfalls,
wie problemlos die Stimme sich vom satten Mezzoklang beispielsweise einer
Carmen in die schlanke Stimmführung von Bellinis Romeo verwandeln konnte.
Aus
den drei Zugaben („Habanera“, „Seguidilla“ und „O mio babbino caro“) machte
Agnes Baltsa nicht nur gesangliche, sondern auch darstellerische Meisterstücke,
denen es jedem männlichen Wesen es schwer machen dürfte, den ausgesprochenen
Lockungen zu widerstehen.
Die
HAMBURGER SYMPHONIKER hat man schon animierter spielen gehört als unter
Nikos ATHINÄOS. Der Dirigent wählte, vor allem vor der Pause, sehr gedehnte
Tempi und die „Norma“-Ouvertüre klang weniger briobehaftet als deutsch-militärisch.
Lediglich bei der Ouvertüre zu „Forza del destino“ und dem „Cavalleria
rusticana“- Intermezzo zeigte das Orchester, daß es durchaus der Oper
gewachsen ist. MK
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