Ausgerechnet
mit einer Oper von einem Komponisten, den ich nicht sonderlich schätze,
beging ich mein „Jubiläum“ – es war meine 100. Aufführung an der Hamburgischen
Staatsoper und meine 140. überhaupt, aber das nur am Rande.
Vor
23 Jahren wurde Rainer BUNZELs „Zar und Zimmermann“-Produktion das erste
Mal hier aufgeführt. Er und sein Bühnen- und Maskenbildner Pit FISCHER
kreieren ein nettes Saardam, wo vor schöner Kulisse die Komödie spielt.
Es ist nichts Aufregendes, was dort passiert, weder in positivem noch
in negativem Sinn, aber nett anzusehen.
Auf
erfreulichem hohem Niveau agierten die Sänger der Hauptpartien. Aleksandra
KURZAK präsentiert eine Marie, die vom Temperament schon ein wenig an
Rossinis Rosina erinnert. In ihrem Lied im zweiten Akt jedoch gibt sie
das ganz schüchterne Mädchen vom Lande.
Bei
Stephan RÜGAMER, der für den erkrankten Peter Galliard als Peter Iwanow
einsprang, bedauerte man es, dass er keine rechte Soloszene hat, wo er
zeigen kann, was er drauf hat. Er nennt ein schönes Mozart-Timbre mit
profundem Touch sein Eigen, das sich gut in die Musik einfügt. Der andere,
monarchische Peter wurde von Detlef ROTH gesungen, der die Partie mit
der angemessenen Attacke vortrug und insgesamt sehr überzeugte. Sein heller
Bariton tendiert schon fast in tenorale Gefilde.
Kurt
MOLLs van Bett besticht durch eine unverbrauchte, wundervolle Stimme.
Er gibt den Bürgermeister zum Glück nie der Lächerlichkeit preis, sondern
gestaltet ihn eher als selbstironische, aber dennoch selbstverliebte Möchtegern-Autorität,
ohne jemals zu übertreiben.
Christoph
GENZ (Chateauneuf) ist ein Stilist, der wirklich toll phrasieren kann,
jedoch ging mir seine Fistelstimme und die arg zurückhaltende Art seines
Vortrages zunehmend auf die Nerven.
Moritz
GOGG (Lefort), Jörn SCHÜMANN (Syndham), Susanne SOMMER (Witwe Browe) und
Axel SCHEIBEL (Offizier) ergänzten solide. Christian HAMMERSCHICK, der
während van Betts Selbstlobhudelei-Szene zu Beginn des dritten Aktes und
in diesem noch den einen oder anderen Auftritt als Kantor hat, spielte
sehr engagiert.
Unter
Alfred ESCHWÉ spielten die HAMBURGER SYMPHONIKER, die pro Jahr so ihre
vier bis fünf Vorstellungen abkriegen, souverän, allerdings vermißte man
die rechte Spielfreude, die unbedingt nötig ist, damit das Werk nicht
in der Mittelmäßigkeit stecken bleibt, wo ich es sehe, aber das ist ja
Ansichtssache. Jedenfalls sang der CHOR unter Tilman MICHAEL sehr präzise.
WFS
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