Die
Hochschule für Musik und Theater zeigte zur Jahreswende zwei Diplominszenierungen,
die unterschiedlicher nicht hätten sein können.
Vor
der Pause stand Franz von Suppés „schöne Galathée“ auf dem Programm. Das
Programmheft wies hier deutlich auf die Verwandtschaft zu Offenbach hin,
wovon man leider auf der Bühne herzlich wenig erlebte. Der Inszenierung
von Sandra M. HEINZELMANN fehlte der Schwung, der für derartige Stücke
einfach unumgänglich ist. Die Dialoge klangen aufgesagt, und nur wenige
Gags konnten tatsächlich zünden. Zum Teil mag dies auch an dem kühlen
Bühnenbild (Anderz ENERBÄCK) sowie den sehr skurrilen Kostümen (Tanja
BOLDUAN) gelegen haben, die irgendwie keine rechte Stimmung aufkommen
lassen wollten.
Musikalisch
konnte auch Boris BRINKMANN am Pult der AURORA PLAYERS nicht wirklich
das Tempo verbreiten, was man so sehr vermißte. Aus dem Graben zog sich
das Stück ebenfalls sehr, wobei vor allem bei den Bläsern einiges an Tönen
daneben ging.
Gesanglich
ist Benjamin BRUNS als (ungünstig kostümierter) Pygmalion mit schön timbriertem,
sicherem Tenor als erster zu nennen. Ganymed Helena KÖHNE wurde als indisponiert
angesagt, was man jedoch nur an wenigen Stellen hören konnte. Sie stellte
als einzige einen wirklichen Charakter auf die Bühne, und wußte hörbar,
was sie sang.
Weniger
beeindrucken konnten Jutta SPIEGELBERG als Galathée, die insbesondere
in den Höhen noch sehr begrenzt war und der wenig durchschlagskräftige
Andreas D. PREUß (Mydas).
Welch
ein Unterschied nach der Pause mit Rossinis farsa „La scala di seta“!
Anne Catrin CARSTENS gab hier eine eindrucksvolle Probe ihres Talentes
ab. Sie ließ das Stück als Kartenspiel ablaufen, mit Giulia und Lucilla
als Herz- bzw. Kreuzdame, Dorvil und Blansac als Herz- bzw. Pikbube, Dormont
als Karokönig und Germano als Joker. Ein überdimensioniertes Kartenspiel
dient als Versteck, die Seidenleiter ist aus Spielkartensymbolen, und
auch die Personenregie ist überaus einfallsreich. Hier hat Bühnenbildner
Anderz Enerbäck sich wesentlich mehr austoben können als in der „Galathée“.
Die Kostüme von Britta GROß haben Pfiff und erfreuen mit vielen Details.
Auch
musikalisch geht der Sieg eindeutig an das Team nach der Pause. Diesmal
stand Sebastian KENNERKNECHT am Pult der Aurora Players, die wie ausgewechselt
erschienen. Das Dirigat hatte Brio und arbeitete differenziert die Eigenheiten
der Partitur heraus.
Absoluter
Star des Abends war Tatjana CHARALGINA als Giulia. Sie sang lupenrein
mit nicht allzugroßem, aber exzellent beherrschtem Sopran, spielte sehr
engagiert und war dazu auch noch schön anzusehen. Ihr eine Karriere vorauszusagen,
bedarf keiner prophetischen Gabe. Ihr nahe kam Jan Friedrich EGGERS als
Blansac. Das Stimmaterial ist nicht wirklich außergewöhnlich, aber der
Sänger machte viel daraus. Er bot eine umwerfend komische Studie des eitlen
Erorberers, der mit allem flirtet, was einen Rock trägt, aber irgendwo
tief im Inneren doch noch so etwas wie echtes Gefühl bewahrt hat. Die
„La ci darem“-Einlage war sehr gelungen.
Als
indisponiert angesagt waren Dorvil Marc HAAG und Germano Martin BERNER.
Während sich eine Rezension bei ersterem verbietet und nur festzustellen
ist, daß er darstellerisch sehr engagiert war, konnte man bei letzterem
nur geringe Spuren der Indisposition bei den Übergängen feststellen. Berner
ließ eine angenehme Stimme hören, wobei er darstellerisch an einigen Stellen
dem Affen zuviel Zucker gab.
Wiebke
HUHS’ (Lucilla) Stimme wirkte an einigen Stellen zu wenig geschmeidig
für Rossini; ihre Meriten dürften in anderen Fächer zu suchen sein. André
BRENDEMÜHL (Dormont) ergänzte unauffällig. MK
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