Verdis
„Trovatore“ zählt im allgemeinen zu den Werken, die man mit dem Attribut
„nicht totzukriegen“ belegt. Aber manchmal gelingt es doch, den sprichwörtlichen
Kreis zu quadrieren. Alle Beteiligten waren höchst ambitioniert am Werk,
dieses Ziel zu verfolgen, na, ja fast alle.
Bereits
die Besetzungsliste verspricht Verwirrung, denn es gibt eine neue Figur:
Sie heißt schlicht und einfach: ***. Gespielt wird sie von dem leicht
genervt wirkenden Kleinwüchsigen Bernd BRÜNING, der wohl den „Messo“ ersetzen
soll und zu Beginn jedes Bildes ein Schild hochhält, mit dem Titel des
kommenden Teils. Eine verzweifelte Suche nach dem Sinn, hatte nicht das
geringste Ergebnis zur Folge. Ansonsten ist die Regie (den Gefallen, den
Namen des dafür Verwantwortlichen zu nennen, tue ich ihm NICHT) von einer
schleichenden Tristesse gekennzeichnet, die sehr nervt und einen furchtbaren
Kontrast zur Musik bildet.
Der
Abend wurde nicht nur zur szenischen, sondern auch zur musikalischen Wüste.
Zwar ist Alexander TSYMBALYUK ein hervorragend singender und differenzierender
Ferrando. Alleine für ihn lohnte sich der Kartenpreis! Seine Bühnenpartner
können jedoch da nicht mal ansatzweise mithalten. Am ehesten kommt noch
Ildiko SZÖNYI Azucena (für die erkrankte Maria Elisabetta Fiorillo) an
ihn heran. Sie hat eine tolle Stimme und auch die Tiefe sitzt, dennoch
fehlt ihr die mystische Dämonie der Zigeunerin.
Soweit
so gut. Leider gibt es in dieser Oper bekanntlich noch drei weitere wichtige
Rollen, die in keinster Weise auch nur annähernd adäquat besetzt waren.
Ines SALAZAR (Leonora) hat häufig Mühe, den richtigen Ton zu treffen und
wenn das der Fall was, breitete sie halt ihr Vibrato aus - irgendein Ton
wird schon dabei sein, der richtig ist. Ansonsten langweilte sie sehr
in ihrem Vortrag. Das gilt auch für Mikhail DAVIDOFF als Manrico, der
in ödem Einheitsforte sang. Sein Spiel beschränkte sich darauf, zum richtigen
Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, egal, ob das nun aussieht, als wenn
er durch die Hamburger Innenstadt schlendert oder sich an einer Bushaltestelle
gehenderweise die Zeit vertreibt.
Vladimir
CHMELOs Luna nervte schon nach seinem ersten Ton, was sich mit jedem lang
ausgehaltenen Spitzenton noch steigerte. Wenn er den Mund aufmacht, ist
man stets versucht, nachzuschauen, wo sich denn die mitschwingende Blechplatte
befindet, die seine Stimme so spröde macht. Ingrid FRÖSETH als dünnstimmige
Inez, Ho-yoon CHUNG (Ruiz) und Christian BODENBURG (Zigeuner) ergänzten
solide.
Stefan
SOLTESZ degradierte Verdis Musik zu einem „Humtata-Schmachtfetzen“. Es
dümpelte alles sehr lahm vor sich hin, so daß Szönyi beim „Stride la vampa“
so einige Probleme bekam. Der CHOR unter Florian CSIZMADIA lieferte immerhin
eine gute Leistung.
Alles
in allem gab es keinen Grund, diesem Abend noch eine Minute länger als
bis zur Pause beizuwohnen. WFS
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