Vielleicht
hätte ich, statt mich in diese alles andere als aufregende Vorstellung
zu begeben, lieber nochmals Marion Zimmer Bradleys „Zauberflöten“-Roman
„Tochter der Nacht“ lesen sollen. Das wäre allemal spannender gewesen
und hat mehr zum Verständnis des Stücks beizutragen, als diese Produktion.
Achim
FREYER, der in Personalunion Regie und Ausstattung zu verantworten hat,
hat ein ziemlich buntes Ambiente geschaffen, mit dem man leben könnte,
auch wenn es einen kaum begeistern kann. Bei der Personenregie ist wenig
mehr vorhanden als stilisierte Handbewegungen, die leider dafür sorgen,
daß man wenig über die Figuren erfährt und auch kaum Mitgefühl entwickeln
kann. Hauptsächlich langweilt es. Die Sklaven sind überaus albern (das
nicht sehr fachkundige Publikum amüsierte sich köstlich, wenn ich nur
wüßte, worüber!). Anderthalb gelungene Gags sind für eine Drei-Stunden-Oper
nicht genug. Es wäre an den Sängern gewesen, über die Langeweile zu siegen,
doch ach...
Christoph
GENZ als Tamino erwies sich mit der Partie überfordert. Insbesondere in
der oberen Lage wurde die Stimme dünn und angekratzt. Man hätte sich auch
einfach mehr dramatische Power gewünscht. So war der Prinz auch stimmlich
das Hascherl, als das ihn die Inszenierung zeichnet. Sabine RITTERBUSCH
hatte als Pamina alle Töne, sie beherrschte ihre Partie technisch perfekt.
Irgendwie konnte sie mich jedoch wie so oft niemals wirklich packen.
Hellen
KWON hat die Königin der Nacht schon seit vielen Jahren im Repertoire;
an diesem Abend wirkte sie jedoch absolut nicht auf der Höhe – im wahrsten
Sinne des Worte. Noch mehr fielen allerdings die Schwierigkeiten in der
oberen Lage unterhalb der Extremhöhen auf. Vielleicht fordern die Rollen
des Puccini-Repertoires hier mittlerweile Tribut? Etwas über Sarastro
(Harald STAMM) zu schreiben, erweist sich bei dieser Produktion immer
als schwierig. Der Sänger ist oben hinten auf der Hinterbühne plaziert
(akustisch ungünstiger geht es kaum, und eine Darstellung wird so auch
unmöglich gemacht), und darf nur im Finale nach vorne kommen. Die Stimme
zeigt an einigen Stellen Abnutzungserscheinungen, aber immerhin ist hier
ein Sänger, der mit seiner Partie umzugehen weiß.
Hätte
es nicht Urban MALMBERG als Papageno gegeben, man hätte getrost in der
Pause gehen können, ohne viel zu verpassen. Malmberg, bis in die frühen
neunziger Jahre im Ensemble der Hamburgischen Staatsoper, hat sich seitdem
kontinuierlich weiter entwickelt. Mittlerweile singt er auch dramatischere
Rollen wie Wozzeck, aber er schafft es mühelos, einen jungenhaften, sehr
durchdacht gesungenen Vogelfänger auf die Bühne zu stellen, der die Stimme
zurücknimmt, um seine schlankstimmigeren Kollegen nicht zu übertönen.
Er war auch der einzige, dem es gelang, tatsächlich einen Charakter auf
die Bühne zu stellen, voller Spontaneität und Spielfreude, aber auch mit
Tragik vor dem Selbstmordversuch.
Zu
den Positiva kann man noch Dirk SCHMITZ als Monostatos mit gut geführter
Stimme und bewundernswert klarer Prosa und Frédérique FRIESS als quirlige
Papagena zählen. Die drei Damen (Manuela UHL, Antigone PAPOULKAS und Olive
FREDRICKS) klangen einzeln sehr wohlklingend, zusammen jedoch unhomogen.
Die
darstellerisch fürchterlich übertreibenden Andreas HÖRL (Sprecher, Priester)
und Frieder STRICKER (Priester) waren sowohl gemeinsam als auch getrennt
nicht schön anzuhören. Bei den Geharnischten dominierte Peter GALLIARD
mit angestrengten, leicht krähenden Tönen das Quartett, während man von
Alexander TSYMBALYUK gern mehr gehört hätte, was sein tenoraler Partner
nur leider verhinderte.
Boris
SCHÄFER am Pult begann sehr getragen, dann rang er sich jedoch zu flotteren
Tempi durch. Allerdings habe ich das PHILHARMONISCHE STAATSORCHESTER auch
schon animierter Mozart spielen hören. Irgendwie lag eine gewisse Dumpfheit
über dem Orchesterklang. Der CHOR hatte bei „Isis und Osiris“ so seine
Schwierigkeiten, nicht auszusteigen. MK
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