Gibt
es noch Sänger, die gut aussehen, singen und spielen können??? Eigentlich
ist die Antwort doch ein deprimiertes „Nein“ nach einer langen Pause des
Nachdenkens. Ich kann mit gutem Gewissen sagen: Ja, die gibt es!!! Mehr
dazu später.
Zunächst
einmal gilt es festzustellen, daß mich die Inszenierung des „Don Giovanni“
von Pet HALMEN aus dem Jahre 1996 immer noch nicht überzeugt. Daß sie
in einem Nobelhotel spielen soll, kann man eigentlich nur an den ab und
zu durch die Gegend geschleppt werdenden Koffern und der Rezeption festmachen.
Ansonsten könnte es auch ein Palais o.ä. sein. Man hätte mehr hoteltypische
Sachen zitieren sollen. Die Personenführung ist eher als konventionell
anzusehen. Neue Aspekte erfährt man nicht wirklich. Halmen entwarf auch
die gelungenen Kostüme, sowie das Bühnenbild.
Sängerisch
war es eindeutig der Abend der tiefen Herren, aber Ladies first: Julia
SUKMANOVA, das neue Opernstudio-Mitglied wurde in ihrer vermutlich ersten
Vorstellung an einem Theater gleich ins eiskalte Wasser geworfen: Sie
sprang für Hellen Kwon als Donna Anna ein! Unsicherheiten zeigte sie nur
beim Schlußapplaus, bei dem sie etwas geniert wirkte, was in der Aufführung
hingegen nie der Fall war. Ansonsten kann man ihr eine vielversprechende
Leistung attestieren. Ich würde sie gerne noch mal in dieser oder einer
anderen vergleichbaren Rolle hören, wenn sie sich mehr eingelebt hat.
Danielle
HALBWACHS legte die Partie der Elvira für meine Verhältnisse zu wenig
rachedurstig an. Man hatte nie wirklich das Gefühl, daß sie auf Don Giovanni
sauer ist. Aber ist mal eine andere Lesart der Rolle. Gabriele ROSSMANITH
sang eine nette Zerlina. Ihr Masetto wurde von Alexander TSYMBALYUK gesungen,
dem ich eine große Rolle wünsche, damit er sich entfalten kann.
Tomislav
MUZEK hat durchaus Talent und nicht so eine Fistelstimme, die man oft
in diesem Fach hört, aber auch ihm nahm man die Vendetta-Gedanken nicht
ab. Zu seicht war sein Vortrag.
Von
ganz anderem Kaliber war Johan REUTER, der von einem Jahr in den „Meistersingern“
einen tollen Kothner sang. Sein Leporello hat Format. In seiner Registerarie
merkte man, daß er sich zwar auf der einen Seite über seinen Herren lustig
macht, auf der anderen aber auch insgeheim neidisch ist auf die amourösen
Abenteuer des Don Giovanni.
Dieser
wurde von Michael VOLLE gesungen, den ich mit meinen einleitenden Worten
meinte. Die Identifikation mit der Rolle ist faszinierend – er IST Don
Giovanni. Er sieht blendend aus, hat eine tolle Stimme, den nötigen Aplomb
und ein umwerfendes schauspielerisches Können. Man hatte teilweise wirklich
Angst um Leporello, so z.B. als er ihn mit voller Wucht vom Billard-Tisch
schubst. Er versteht es auch, die vokalen Effekte so in seinen Vortrag
einzubauen, daß sie nie störend wirken. Ein grandiose Leitung von einem
grandiosen Sänger, dem man eine grandiose Karriere voraussagen will. Hans-Peter
SCHEIDEGGER empfahl sich mit seinem engagiert ins Schwert laufenden Komtur
für größere Rollen.
Peter
SCHNEIDER leitete das PHILHARMONISCHE STAATSORCHESTER HAMBURG sicher und
souverän mit kompetenter Hand. Ich hätte mir jedoch ein etwas akzentuierteres
Dirigat gewünscht. Der CHOR unter Tilman MICHAEL, dem Assistenten von
Leiter Florian Csizmadia, absolvierte seinen Part ohne Fehl und Tadel.
WFS
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