Junge
Talente zeigen, was sie können. Für das Diplom im Studiengang „Musiktheater-Regie“
müssen die Absolventen der Hamburger Musikhochschule eine Regiearbeit
vorlegen. Mit einem kleinen Budget bringen die Diplomanden dann ein Stück
auf die hauseigene Bühne. So auch in dieser Saison. Gegeben wurde "Johnny
Johnson" von Kurt Weill (Text: Paul Green) unter der Regie von Lauren
SCHUBBE.
Der
junge Regisseur wollte uns zeigen, was er alles kann. Das ganze Repertoire
hat er aufgefahren. Ein bißchen fünfziger Jahre Tapete, ein bißchen futuristische
Kälte. Eine Prise erster Weltkrieg, eine Prise alberne Kinderpistolen.
Ein paar Filmszenen auf der Leinwand, ein bißchen Sex, schwarzer Humor,
Tragik und viel Langeweile. Alles war vertreten, nur keine klare Linie,
kein einheitlicher Stil. Der Aufführung fehlte es an Pep und Glanz.
Was
die Inszenierung nicht hergab, konnten einige der Sänger mit glänzenden
Leistungen abfangen. Allen voran Tina HARTMANN in der Rolle der Minny
Belle. Sie spielte und sang, daß es ein Vergnügen war, ein Ohren- und
Augenschmaus gleichermaßen. Thomas MAXEINER brachte einen glaubhaften
und sensiblen Johnny Johnson auf die Bühne.
In
mehreren Rollen war Thomas FRANKE zu sehen. Mit seiner souveränen Gratwanderung
zwischen schön timbriertem Bariton, zynischem Sprechgesang und grenzwertigem
Geschrei gelang es auch ihm, über die Inszenierung hinweg zu trösten.
Die Überraschung des Abends war sicherlich Michael KLEINE in der Rolle
des Anguish Howington. Er zeigte eine echte schauspielerische Glanzleistung.
Von
hoher Qualität war aber auch das ORCHESTER. Mit Minimalbesetzung und unter
dem Dirigat von Cornelius TRANTOW erklang das EISLER-ENSEMBLE geschmeidig
und beschwingt.
Tatsächlich
haben einige junge Talente gezeigt, was sie können. Ob der Diplomand jedoch
dazu gehört, bleibt eher dahin gestellt.
Benedikt Allenstein
|