Mit
„Cinderella“ von Peter Maxwell Davies hatte sich die Hamburgische Staatsoper
für ihre diesjährige „Opera piccola“-Produktion in der alten Kampnagelfabrik
leichte Kost ausgesucht. Das 1980 für die Kinder der Orkney-Inseln geschriebene
50-Minuten-Opus erzählt das leicht modernisierte Märchen (Aschenputtel
ist Au-Pair-Mädchen, und die jetzt 3 bösen Schwestern haben sehr heutige
Vorlieben) mit melodisch und rhythmisch einfachen Mitteln und greift dazu
immer wieder zu Klängen, die aus dem Musical stammen könnten. Doch was
für Schulaufführungen schlichtweg ideal wäre, wirkt im größeren Rahmen
trotz allen Schwungs stellenweise arg simpel.
Kompensation
boten da vor allem die witzige Ausstattung von Tihomir MILOVAC und die
bizarr phantasievollen Kostüme von Andrey BARTENEV. Letztere hatten nur
des öfteren den Nachteil, ihre Träger zu recht unbeholfen langsamen Bewegungen
zu vergattern. Und so wirkte die über weite Strecken an den neuesten TV-Shows
orientierte Inszenierung von Branko BREZOVIC zeitweilig wie eine Mischung
aus Teletubbies und „Deutschland sucht den Superstar“. Wenn das „kritisch“
gemeint war, dann war es sinnlos, weil Kinder diese Kritik nicht begreifen
– und Erwachsene sich bei derart alten Hüten langweilen. Falls es aber
einfach lustige Unterhaltung sein sollte, dann hätte Brezovic seinen eigenen
Programmheftartikel ad absurdum geführt (gibt es denn niemanden am Haus,
der ihm gesagt hat, daß er hier für Kinder schreiben muß, anstatt pseudointellektuell
theater- und sozialkritisches, unlesbares Gedöns von sich zu geben?!).
Cornelius
MEISTER leitete das engagiert und präzise spielende JUGENDKAMMERORCHESTER
DER STAATLICHEN JUGENDMUSIKSCHULE kompetent und mit viel Rücksichtnahme
für die Bühne. Trotzdem drangen die Stimmen der kleinen, mit viel Einsatz
und Begeisterung agierenden Solisten häufig kaum über die Rampe (gibt
es in Hamburg wirklich keine kräftigeren Kinderstimmen?), und auch die
so wichtige Textverständlichkeit lag im Argen. Gleichwohl – dem vorwiegend
sehr jungen Publikum gefiel es, und das ist in diesem Fall doch wohl das
wichtigste! Hartmut Kühnel
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