„CINDERELLA“ - 13. Februar 2003

Mit „Cinderella“ von Peter Maxwell Davies hatte sich die Hamburgische Staatsoper für ihre diesjährige „Opera piccola“-Produktion in der alten Kampnagelfabrik leichte Kost ausgesucht. Das 1980 für die Kinder der Orkney-Inseln geschriebene 50-Minuten-Opus erzählt das leicht modernisierte Märchen (Aschenputtel ist Au-Pair-Mädchen, und die jetzt 3 bösen Schwestern haben sehr heutige Vorlieben) mit melodisch und rhythmisch einfachen Mitteln und greift dazu immer wieder zu Klängen, die aus dem Musical stammen könnten. Doch was für Schulaufführungen schlichtweg ideal wäre, wirkt im größeren Rahmen trotz allen Schwungs stellenweise arg simpel.

Kompensation boten da vor allem die witzige Ausstattung von Tihomir MILOVAC und die bizarr phantasievollen Kostüme von Andrey BARTENEV. Letztere hatten nur des öfteren den Nachteil, ihre Träger zu recht unbeholfen langsamen Bewegungen zu vergattern. Und so wirkte die über weite Strecken an den neuesten TV-Shows orientierte Inszenierung von Branko BREZOVIC zeitweilig wie eine Mischung aus Teletubbies und „Deutschland sucht den Superstar“. Wenn das „kritisch“ gemeint war, dann war es sinnlos, weil Kinder diese Kritik nicht begreifen – und Erwachsene sich bei derart alten Hüten langweilen. Falls es aber einfach lustige Unterhaltung sein sollte, dann hätte Brezovic seinen eigenen Programmheftartikel ad absurdum geführt (gibt es denn niemanden am Haus, der ihm gesagt hat, daß er hier für Kinder schreiben muß, anstatt pseudointellektuell theater- und sozialkritisches, unlesbares Gedöns von sich zu geben?!).

Cornelius MEISTER leitete das engagiert und präzise spielende JUGENDKAMMERORCHESTER DER STAATLICHEN JUGENDMUSIKSCHULE kompetent und mit viel Rücksichtnahme für die Bühne. Trotzdem drangen die Stimmen der kleinen, mit viel Einsatz und Begeisterung agierenden Solisten häufig kaum über die Rampe (gibt es in Hamburg wirklich keine kräftigeren Kinderstimmen?), und auch die so wichtige Textverständlichkeit lag im Argen. Gleichwohl – dem vorwiegend sehr jungen Publikum gefiel es, und das ist in diesem Fall doch wohl das wichtigste! Hartmut Kühnel