Auch
nach dem wiederholten Sehen wird die Inszenierung von Georg ROOTERING
nicht besser; nur kürzer, da mittlerweile zwei Szenen gestrichen wurden.
Es fehlt beispielsweise das letzte Duett im 3. Akt zwischen Alvaro und
Don Carlos, so daß Alvaro vermutlich anhand von indianischen Beschwörungsformeln
herausgefunden hat, daß sein Freund Felice de Bornos in Wahrheit Leonoras
Bruder ist. Doch mit Einzelheiten über die Regie sollte man sich an dieser
Stelle nicht aufhalten. Es war ohnehin eine der letzten Vorstellungen
der Produktion. Am Ende dieser Spielzeit wandert die "Forza" ebenso in
die Mottenkiste der Staatsoper wie die "Lucia" von Tambosi.
Verdis
Werk über die Verstrickungen des Schicksals war im Großteil der Rollen
an diesem Abend wie in der Premiere besetzt. Ana Maria SANCHEZ (Leonora)
verfügt über einen interessant timbrierten Sopran, welcher jedoch nicht
immer ganz sicher eingesetzt wurde.
Eugenie
GRUNEWALD läßt sich in ihrer Interpretation der Preziosilla nicht mehr
durch die Regievorgaben irritieren. Daraus resultiert u.a. neben der schauspielerischen
auch die größere stimmliche Sicherheit.
In
der kleinen Rolle der Curra beherrscht Antigone PAPOULKAS die Kunst, ein
Hochzeitskleid in einen viel zu kleinen Koffer zu packen ebenso wie die
Szene, in der sie doch beinahe stumm nur Zeugin des Geschehens werden
sollte.
Walter
FRACCARO zeichnet Alvaro fälschlicherweise als Jammerlappen, was sich
auch in der stimmlichen Interpretation negativ niederschlug.
Don
Carlos di Vargas gockelt in seiner ganzen Pracht über die Bühne. Und was
ist das für eine Pracht, die der georgische Bariton Lado ATANELI an Präsenz
und Potenz zur Schau stellt! Die dunkler gewordene Tiefe seiner eleganten
Stimme bildet ein solides Fundament an musikalischer Aussagekraft.
Daß
Harald STAMM (Pater Guardian) neben seinen Meriten im deutschen Fach auch
Verdi ausgezeichnet zu singen versteht, wird leider oft vergessen. Die
häufig unerträglich salbungsvoll dargestellte Rolle gewinnt bei ihm mehr
an Profil.
Oliver
ZWARG wirkte als Melitone wie eine versehentliche Verballhornung seines
Namens und war auch stimmlich ein solcher... Er gab dem Wort Tremolo eine
ganz neue Bedeutung. Frieder STRICKER zeigt im 3. Akt ein apart bestrumpftes
linkes Bein, um das ihn so manche Frau beneiden dürfte. (was mit dem rechten
ist, wissen wir nicht, dort trägt er eine normale Hose) Ansonsten blieb
er als Trabucco unauffällig.
Das
Unternehmen "Möbeltransporte aller Art" auf Calatrava wird vom Marchese
höchstselbst geleitet. Dieter WELLER bewies es, indem er als Leonoras
Vater im Todeskampf noch einen überdimensionierten Tisch stemmt. Seine
tragbarste Leistung an diesem Abend.
Paolo
OLMI und die HAMBURGER PHILHARMONIKER schufen ein Klangwunder im Orchestergraben,
das trotz seiner Imposanz nicht auf Kosten der Sänger ging. Es war die
perfekte Vision des musikalischen Miteinanders, dem Idealzustand in einem
Opernhaus. AHS & MK
P.S.
Der Chor fand sich als Priester unter der Leitung Harald Stamms diesmal
in der Formation "Halbkreis mit stützendem Winkel" zusammen und stürmte
zu unserer grenzlosen Enttäuschung nicht Castellor. ;-)))) v
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