Die
WIENER SYMPHONIKER geben während der Festspiele immer eine kleine Reihe
von Konzerten. Dieses bestach durch eine ungewöhnliche Programmwahl.
Den
Beginn machte Franz Schrekers "Kammersymphonie für 23 Soloinstrumente".
Dies 1917 uraufgeführte Werk greift klanglich auf seine damals berühmte
Oper "Die Gezeichneten" zurück, in der es in rauschhaften Klängen um die
Abgründe der menschlichen Existenz geht. In der einsätzigen Kammersymphonie
fällt dies viel diffiziler aus, aber nicht weniger beeindruckend. Sir
Mark ELDER allerdings spannte einen romantischen Bogen über das Werk und
verwässerte damit das existentielle zur Unkenntlichkeit.
Benjamin
Britten schuf 1936 eine Folge von fünf Orchesterliedern auf Texte seines
Freundes W. H. Auden, die ebenfalls menschliche Schwächen aufs Korn nehmen,
in bissigem Ton und mit viel Ironie. Wenn z. B. in "Rats away" den Ratten
mit christlichem Befehlston der Garaus gemacht werden soll, oder in "Messalina"
der Tod des Äffchens einer feinen Damen lamentiert wird, oder nicht zuletzt
im "Dance of Death" zwei der Jagdhunde, die angetrieben werden, Deutscher
und Jude heißen. Dies war mehr Elders Gebiet, vor allem mit seinem wunderbaren
Solisten Allan CLAYTON, der jede Nuance, jeden stimmlichen Schlenker mit
Genuß ausformte, und so die Texte, die manchmal eher lautmalerisch daherkommen,
dem Publikum nahebrachte und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zauberte, trotz
der oft scharfen Texte und dunklen Vorahnungen.
Ursprünglich
sollte nach der Pause Dmitri Schostakowitschs 8. Symphonie erklingen,
ein genialer Coup nach der Musik aus dem ersten Weltkrieg, den Vorahnungen
des jungen Britten nun das Requiem des zweiten Weltkrieges, und das in
klanglicher Verwandtschaft/Freundschaft zu Britten. Man hat sich anders
entschieden, wohl, weil das Konzert dadurch sehr lang geworden wäre, wohl
auch, weil es doch ein sehr dunkles Programm geworden wäre. Stattdessen
gab es Antonin Dvoráks 8. Symphonie. Hier paßte Elders romantischer Bogen,
die satten Klänge, nie zu kitschig, immer voller Leben. Am Ende großer
Jubel. KS
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