"WEINBERG REQUIEM, 6. SYMPHONIE" - 1. August 2010

Sprach die 17. Symphonie noch nicht für eine Wiederentdeckung Miezslaw Weinbergs als Symphoniker, so sah das beim "Requiem" und der sechsten Syphonie ganz anders aus.

Wiederum nahmen sich Vladimir FEDOSEYEV und die WIENER SYMPHONIKER der Sache an, und präsentierten in einem reinen Weinberg-Konzert, das übrigens ziemlich ausverkauft war und stürmisch gefeiert wurde, einen anderen Weinberg.

Das "Requiem", Mitte der sechziger Jahre, wohl im Einfluß von Brittens "War Requiem" geschrieben, nimmt auch hier nicht die liturgische Vorlage, sondern bedient sich der Dichtung. Texte von Federico Garcia Lorca, Dmitrij Borisovic Kedrin, Sara Teasdale, Munetoshi Fukagawa und Michail Aleksandrovic Dudin sprechen eine Sprache von Krieg und Zerstörung, die Weinberg sein Leben lang begleitet hat. Und auch hier besticht wiederum seine Stimmbehandlung. Wann immer Elena KELESSIDI, die WIENER SÄNGERKNABEN (Leitung Gerald WIRTH) oder der PRAGER PHILHARMONISCHE CHOR (Leitung Lukás VASILEK) ihre Stimmen erheben, werden sie vom Orchester getragen, nie überdeckt. Dabei hat das Orchester einiges zu bieten, mit Klavier, Cembalo, Celesta, Mandoline und reichlich Schlagwerk.

Die 6. Symphonie Weinbergs macht wiederum Gebrauch vom Knabenchor mit Knabensolo. Die Wiener Sängerknaben hatten also abermals Gelegenheit zu glänzen. Trotzdem war der vielleicht überzeugendste Satz das instrumentale "Scherzo", das einen wilden Taumel von Musik enfaltet und Weinbergs Meisterschaft am besten zur Geltung bringt. Welch ein Unterschied zur langatmigen 17. Symphonie. Diese Musik macht neugierig auf mehr. KS