Sprach
die 17. Symphonie noch nicht für eine Wiederentdeckung Miezslaw Weinbergs
als Symphoniker, so sah das beim "Requiem" und der sechsten Syphonie ganz
anders aus.
Wiederum
nahmen sich Vladimir FEDOSEYEV und die WIENER SYMPHONIKER der Sache an,
und präsentierten in einem reinen Weinberg-Konzert, das übrigens ziemlich
ausverkauft war und stürmisch gefeiert wurde, einen anderen Weinberg.
Das
"Requiem", Mitte der sechziger Jahre, wohl im Einfluß von Brittens "War
Requiem" geschrieben, nimmt auch hier nicht die liturgische Vorlage, sondern
bedient sich der Dichtung. Texte von Federico Garcia Lorca, Dmitrij Borisovic
Kedrin, Sara Teasdale, Munetoshi Fukagawa und Michail Aleksandrovic Dudin
sprechen eine Sprache von Krieg und Zerstörung, die Weinberg sein Leben
lang begleitet hat. Und auch hier besticht wiederum seine Stimmbehandlung.
Wann immer Elena KELESSIDI, die WIENER SÄNGERKNABEN (Leitung Gerald WIRTH)
oder der PRAGER PHILHARMONISCHE CHOR (Leitung Lukás VASILEK) ihre Stimmen
erheben, werden sie vom Orchester getragen, nie überdeckt. Dabei hat das
Orchester einiges zu bieten, mit Klavier, Cembalo, Celesta, Mandoline
und reichlich Schlagwerk.
Die
6. Symphonie Weinbergs macht wiederum Gebrauch vom Knabenchor mit Knabensolo.
Die Wiener Sängerknaben hatten also abermals Gelegenheit zu glänzen. Trotzdem
war der vielleicht überzeugendste Satz das instrumentale "Scherzo", das
einen wilden Taumel von Musik enfaltet und Weinbergs Meisterschaft am
besten zur Geltung bringt. Welch ein Unterschied zur langatmigen 17. Symphonie.
Diese Musik macht neugierig auf mehr. KS
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