Nach
der überragenden Aufführung der "Passagierin" war man neugierig, wie Mieczyslaw
Weinberg mit einem satirischen Stoff umgehen würde. Wie viele, gerade
östliche Komponisten vor und nach ihm, wählte er einen Stoff von Nikolaj
Gogol, das Libretto schrieb auch hier Alexander Medwedew. Das Portrait
erlebte seine Uraufführung 1983 in Brno, und hier war es dem Komponisten
vergönnt, sein Werk zu erleben. Allerdings ist die Bregenzer Aufführung
erst die zweite nach der Uraufführung.
Worum
geht es? Der verarmte erfolglose Künstler Tschartkow kauft mit seinen
letzten Kopeken das Bild eines alten Mannes, in dem er die malerische
Meisterschaft bewundert. Seine Miete kann er allerdings nicht zahlen,
aber als der Vermieter das Geld einfordert, fällt plötzlich viel Geld
aus dem gekauften Bild. Die Sorgen scheinen ein Ende zu haben. Tschartkow
verspricht, trotz des Reichtums seinem Talent weiter zu folgen, gibt diesen
Vorsatz allerdings bald für den Ruhm auf, die Petersburger High Society
zu malen und dazuzugehören. Als er in einer Ausstellung das Talent eines
anderen Künstlers wahrnimmt, erkennt er zugleich seine Lebenslüge und
stirbt.
Gogols
Geschichten mit ihrer Gratwanderung zwischen großer Tragik und Absurdität,
man denke an "Die Nase", bergen viele Gefahren bei der bildlichen Umsetzung.
Regisseur John FULLJAMES entscheidet sich für eine eins zu eins Umsetzung
mithilfe von sehr gekonnten Videoprojektionen (Finn ROSS) in einem ansonsten
sehr konservativen Rahmen. Leider kommt beides hier nicht wirklich zur
Geltung. Das Tableau der Petersburger Gesellschaft wirkt eher albern als
grotesk und nimmt dem Tode Tschartkows letzlich die Tragik. Die Einzelteile
stimmen in sich, bilden aber kein geschlossenes Ganzes.
Dies
wiederum bildet die Musik Weinbergs, die auch hier, man kann es nicht
oft genug betonen, sehr sängerfreundlich ist. Die Musik ohne die Oper
beeindruckt, Rossen GERGOV und das SYMPHONIEORCHESTER VORARLBERG zeigen
das deutlich, aber alles zusammen bleibt auf der Strecke. Aus der durchwachsenen
Leistung des Ensembles stechen David STOUT als Diener Nikita, Talia OR
als junge Adlige Lisa und Ernst-Dieter SUTTHEIMER als Laternenanzünder
positiv hervor.
Vielleicht
wäre eine Inszenierung, die sich den Schwierigkeiten Gogols kongenial
stellt, ein Mittel, Weinbergs Musik auch hier ins rechte Licht zu rücken.
KS
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