Viel
zu selten steht Dmitri Schostakowitschs einzige Operette auf den Programmen
der Theater. Dabei ist sie ein Schmuckstück. 1959 komponiert, lange nach
der Glanzzeit der Wiener Operette, ist sie eine Hommage an Walzerklänge
und schwungvolle Melodien. Dabei allerdings ganz ein Kind ihrer Zeit mit
dem Thema der Tücken des sozialen Wohnungsbaus, fiesen Hausverwaltern,
jungen Liebenden, die einen Platz zum Leben suchen und einem Schuß Magie.
Festspielintendant
David POUNTNEY hat das Stück für die Opera North, Leeds inszeniert und
nun als Gastspiel nach Bregenz gebracht. Jeder Augenblick atmet Pountneys
Liebe zu dieser Musik, jedes Detail wird liebevoll präsentiert, ohne dabei
die Rasanz des Stückes zu untergraben, hier stimmt das Timing und jeder
Schritt der teils halsbrecherischen Choreographien (Craig Revel HORWOOD).
Die Darsteller bieten eine runde Mischung aus singenden Schauspielern
und tanzenden Sängern, so daß alles ineinander greift. Der Enthusiasmus
der Darsteller springt auf das Publikum über, wie es ja im schönsten Fall
sein soll, und am Ende steht großer Jubel.
Gesungen
wird auf Englisch in einer Übersetzung des Regisseurs und einer musikalischen
Bearbeitung von Gerard McBurney. Diese ist für eine kleinere Besetzung
und bedient sich statt der großen Orchesterfassung weniger Musiker, dafür
kommen Banjo oder Saxophon verstärkt zum Einsatz. Das Stück ist damit
ausgewogener zwischen Graben und Sängern, verliert aber leider auch etwas
an "Wiener Charme" und Schostakowitsch'schen Witzes zugunsten amerikanischen
Musicalklangs. James HOLMES und sein Orchester bieten ein spritziges Feuerwerk,
das versöhnt.
Vom
durchweg gut besetzen Ensemble fallen besonders Summer STRALLEN als Museumsführerin
durch ihre strahlende Stimme auf, die auch dann noch strahlt, wenn sie
gerade einen rasanten Rock ´n´ Roll mit ihrem Verehrer Boris hingelegt
hat, der von Eaton JAMES mit herrlicher Mischung aus Selbstbewußtsein
und Selbstzweifeln gespielt wird. Richard SUART genießt sichtlich die
Partie des Hausverwalters Barabaschkin, aber auch das Liebespaar Sascha,
Grant DOYLE, und Mascha, Bibi HEAL, oder die wunderbar schrille Margaret
PREECE als Bonzengeliebte Wawarunden das Bild ab.
Schön
wäre es, dieses Stück öfter auf der Bühne zu erleben, und diese Produktion
zeigt, daß und wie es geht. KS
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