Die
Deutsche Oper Berlin gehört (außen- wie innen-) architektonisch definitiv
nicht zu meinen Lieblingsopernhäusern, und so hält sich meine Begeisterung
für die dort aktuelle "Rigoletto"-Produktion in Grenzen.
Bühnenbilder
Stéphane LAIMÉ hat einen Ausschnitt des Zuschauerraums (Parkett und ein
Rang) mit der typisch braunen Furnierholzverkleidung und den senfgelben
Sitzen auf die Bühne gebracht. So froh ich immer bin, wenn dieser Saal
in das Dunkel der Aufführung getaucht wird, so wenig mag ich Teile davon
auf der Bühne sehen.
Rigolettos
Haus befindet sich unter dem Bühnenparkett und wird für die entsprechende
Szene hochgefahren, doch der senfgelb-braune Anblick kehrt leider zurück.
Ab der zweiten Hälfte des dritten Aktes wird man davon aber schließlich
befreit, und auf der beinahe leeren Bühne beginnt endlich das eigentliche
Stück. Regisseur Jan BOSSE äußert im Programmheft-Interview durchaus den
einen oder anderen interessanten Gedanken zum Stück. Schade nur, daß man
davon auf der Bühne so wenig davon wiederfand.
Das
Warum nach der Spiegelung des Saals und des darin befindlichen Publikums
blieb ebenso offen wie der Sinn des überdimensionalen Hasenkostüms aus
goldglitzerndem Lametta, das Rigoletto bei seinem ersten Auftritt trägt.
Hier lehnt man sich aber zumindest zurück und überlegt, welchen Bariton
man vielleicht noch darin sehen möchte (es wäre ja universell einsetzbar).
Singen ist in dem Ganzkörperflitter allerdings eher schwierig.
Generell
wirken die Kostüme (Karin PLATH) recht beliebig. Der Grund , weshalb der
Herzog und seine Vertrauten in typischen Vorstadt-Mafiosi-Outfits herumlaufen,
oder der Sinn für das nicht gerade vorteilhaft wirkende zweite Kostüm
Rigolettos aus beigefarbenem Schlafanzugstoff mit Glitzerelementen erschlossen
sich nicht.
Andrzej
DOBBER in der Titelpartie gelang es relativ schnell, die Aufmerksamkeit
auf das Wesentliche zu fokussieren. Hatte man gerade noch über das Hasenkostüm
geschmunzelt, wurde man im nächsten Moment schon in den Bann seiner Stimme
gezogen. Parallel zur sich in der Dramatik steigernden Geschichte wurde
auch die Eindringlichkeit des Gesangs immer stärker. Immer wieder faszinierend
ist die Verknüpfung von musikalischem Sachverstand und Gefühl, die diesem
Sänger so scheinbar mühelos gelingt. Das Publikum zeigte sich am Ende
entsprechend begeistert.
Gefeiert
wurde auch Lucy CROWE als Gilda. Ihr Sopran klingt recht gefällig. Die
Koloraturen liegen ihr gut in der Kehle. An der Charakterisierung der
Figur mangelte es während der ersten beiden Akte allerdings. Zu sehr konzentrierte
sich die Sängerin allein auf die Wirkung ihrer Stimme. Erst im dritten
Akt wurde die Figur tatsächlich glaubwürdig.
Ivan
MAGRI hatte durchaus seine Momente ("Parmi veder le lagrime" war einer
davon), doch sein plakatives Gegockel war auf die Dauer etwas anstrengend.
Nur an der Rampe zu stehen bzw. auf- und abzulaufen, macht noch keinen
guten Duca. Die Stimme des Tenors klingt mit ihrem italienischen Timbre
durchaus ansprechend.
Als
eine echte Überraschung erwies sich der Sparafucile von Ante JERKUNICA.
Neben einer gut geführten Stimme mit einem interessanten, individuellen
Timbre überzeugte er mit einer gut ausgearbeiteten Charakterzeichnung
jenseits eines platten "schaut mal ich bin böse". Clémentine MARGAINE
wirkte als Giovanna eher verhalten, war aber eine ausgesprochen beeindruckende
Maddalena mit Sex-Appeal in Erscheinung und Stimme.
Stephen
BARCHI sang einen gefällig klingenden Marullo. Bastiaan EVERINK ist auf
dem Weg zu einem guten Monterone. Nur an der stimmlichen Durchschlagkraft
hapert es derzeit noch etwas. Christina SIDAK ließ bei ihrem kurzen Auftritt
als Hofdame eine ausgesprochen schöne, charaktervolle Stimme hören.
Andrew
HARRIS (Ceprano), Alvaro ZAMBRANO (Borsa) und Siobhan STAGG (Gräfin Ceprano)
ergänzten durchaus solide.
Von
Roberto RIZZI BRIGNOLI hätte man sich ein spritzigeres Dirigat gewünscht,
aber immerhin hatte er das ORCHESTER gut im Griff. Der CHOR (Leitung:
William SPAULDING) hat sich über die Jahre immer noch nicht gelernt, daß
guter Gesang und nicht regiekonformes Gehampel an erster Stelle stehen
sollte.
Mit
einer guten Besetzung ist diese Produktion sicherlich ansehbar, aber auch
hier wäre eine konzertante Aufführung eine Alternative. AHS
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