Das
vollbesetzte Haus der Deutschen Oper Berlin erlebte am 2. Februar 2005
eine Wiederaufnahme der luxuriösen Art.
Ricarda
MERBETH präsentierte ihre neue Repertoirepartie Daphne mit schier endlos
strömender Leichtigkeit und jugendlich-dramatischer Stimmfülle. Man kann
nur spekulieren, in wieweit es zur Zeit eine echte Alternative zu ihr
in dieser Rolle gibt. Sowohl die großen dramatischen Aufschwünge als auch
kleinste Verzierungen, die gerade in dieser Oper immer wiederkehren, wurden
mühelos hingezaubert und mit dem äußerst sensibel und farbenreich spielenden
ORCHESTER DER DOB über weite Strecken zu einer wahrlich paradiesischen
Einheit. Auch kamen Merbeths unprätentiöser, liebenswürdiger Darstellung
das weiße, natürliche Gewand (Kostüme: Jutta DELORME) sowie die farbenfrohe,
aber intim gehaltene Inszenierung (Anthony PILAVACHI) sehr entgegen.
Daniela
DENSCHLAG gab der Gaea durch ihr bis in die extremen Tiefen interessantes
Timbre zum einen außergewöhnlich viel Wärme, und zum anderen bisweilen
eine beinahe untypische charmante Jugendlichkeit. Schauspielerisch blieb
aber manches Potential der Rolle noch ungenutzt. Auch Johannes WIEDECKES
Peneios, von der Regie in ähnlicher Weise vernachlässigt, war klanglich
eine reine Freude - man möchte diesen Sänger bald wieder hören.
Roberto
SACCÀ sang und spielte den Leukippos zwar tadellos, aber es schien oft
so, als könne er sich trotz aller Klasse, die er gesanglich besitzt, für
die Strauss'sche Melodik nicht über die Maßen begeistern. Janez LOTRIC
meisterte die Anforderungen des Apollo mit glanzvollen Heldentönen, mit
zweifellos dominierender, durchdringender Stimmgewalt, nicht immer mit
Schöngesang, letztendlich aber wohl mit einer klugen Einteilung der Kräfte.
Bewegendster
Höhepunkt dieser Vorstellung allerdings war die Szene um Leukippos' Tod,
die von allen Beteiligten grandios dargeboten wurde, und wo die tragische
Beziehung der drei Personen auf ergreifende Weise ein letztes Mal aufleuchtete.
Auch der folgende von Merbeth wunderbar eindrücklich gesungene Monolog
Daphnes und das immer wieder weich aufblühende Orchester ließen ins Schwärmen
geraten.
Schließlich
muß hier nämlich die stringente musikalische Leitung des Abends von Christian
THIELEMANN genannt werden. Mit seinem hingebungsvoll spielenden Orchester
ließ er es sich nicht nehmen, den Hörer stets aufs Neue mit den herrlichsten
Klängen zu verzaubern, dabei die Gesangslinien aufs Trefflichste unterstützend.
So
ging man an diesem Abend hocherfreut nach Hause. Und das tat man auf jeden
Fall erst nach dem langanhaltendem Applaus, der leider von einem einzelnen
- offenbar schwerhörigen - Gast schon vor dem Verklingen des letzten Tones
begonnen worden war. Mascha Ernst
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