Das
Orchester kann einem schon Leid tun. Nicht nur sitzt es mitten auf der
Bühne und wird ständig von den Akteuren behelligt, nein es muß zudem goldgelb
farbene Overalls und Badekappen tragen. Und dies sind nur einige der vielen
kleinen Ideen, die dem für Bühnenbild und Kostüme verantwortlichen Künstler
Jörg IMMENDORFF zu dieser Oper eingefallen sind.
"Die
Nase" ist Schostakowitschs erste Oper und 1930 uraufgeführt worden. In
der auf einer Novelle von Nikolai Gogol beruhenden Geschichte verliert
ein Kollegienassessor eines Morgens seine Nase, die sich erst nach Verwicklungen
und Absurditäten wieder anfindet. Bei allem Jux und der überbordenden
Vitalität der Musik des jungen Komponisten, steht doch immer auch ein
sehr dunkler Kern, Spießbürgerlichkeit, Überheblichkeit und etwas kafkaesk
Ungreifbares im Raum. Nicht so bei Regisseur Peter MUSSBACH und seinem
Ausstatter. Hier sieht der Assessor bereits aus wie ein David Bowie der
achtziger Jahre mit blondem Popper-Haarschnitt, der durch eine oberflächliche
Medienwelt turnt, in der ab und zu Faschingsfiguren herumlaufen, bis er
gegen Ende beim Doktor seinem Spiegelbild gegenüber steht.
Dazwischen
geben sich bunte Bilder die Klinke in die Hand, viel Farbe strömt auf
den Zuschauer ein, der bei all den optischen Eindrücken Schwierigkeiten
bekommt, das geistreiche Libretto in den Übertiteln zu verfolgen. Hier
ist alles unernst, nichts zweideutig. Mussbach muß Immendorff dabei völlig
freie Hand gelassen haben, und der hat sich denn auch nicht entblödet,
seinen Clinch mit der Presse ob seines verrissenen Logos für Mortiers
Ruhrtriennale in Textform auf die Bühne zu blenden.
Der
einzig ruhende Pol ist der nicht verkleidete Kent NAGANO, der Schostakowitschs
Musik in all ihrer Heterogenität zum Leuchten bringt. Die Sänger, allen
voran Sten BRYIEL als Assessor, aber auch Hanno MÜLLER-BRACHMANN als Barbier,
Stephan RÜGAMER als der Diener Iwan und Alexander VINOGRADOV als Doktor
stehen für die Qualität der Oper.
Ein
ausverkauftes Haus dagegen für einen weiteren Sieg der Eventkultur. Kerstin
Schröder
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