Während
man sich noch fragt, was der Beethoven in diesem Konzert eigentlich soll,
ist die Leonoren-Overtüre 3, op. 72a bereits vorbei und das Tripelkonzert
hat begonnen. Damit allerdings wird die Frage überflüssig, da das TRIO
FONTENAY über jede Frage erhaben ist. Ihr Ausdruck und ihr Zusammenspiel
lassen das Stück zu einem Genuß werden. Da stimmt jede Nuance und der
große Bogen wird über die drei Sätze gespannt und gehalten. So geht man
dann doch versöhnt in die Pause und kann sich auf den zweiten Teil ganz
einlassen.
Und
hier hat das DEUTSCHE SYMPHONIEORCHESTER erst einmal Pause bei der vierzigstimmigen
Motette "Spem in alium" des Renaissance-Komponisten Thomas Tallis. Der
RUNDFUNKCHOR BERLIN Aufstellung in acht fünfstimmigen Chören im Halbkreis
um das Orchester. Diese Formation soll den wandernden Raumklang des Stückes
verdeutlichen. Das Vorhaben gelingt beeindruckend, besonders durch den
von James WOOD hervorragend einstudierten Chor, wenn auch das Auratische
Klangbild im für solch ein Stück recht trockenen Klang der Philharmonie
leidet.
Übergangslos
leitet der Dirigent Peter RUZICKA dann zu seinem von der Motette inspirierten
Stück Tallis hinüber. Der Chor macht zu Gunsten eines groß besetzen Orchesters
Platz, das nach dem fulminanten Finale der Motette ganz leise beginnt,
sich steigert, kurz instrumental den Blick auf das Chorstück freigibt,
um weiter frei assoziierend seinen Weg in ein leises Verklingen zu finden.
Am
Ende des Konzertes steht dann Ruzickas "Recherche ( - im Innersten)",
wo Chor und Orchester gemeinsam agieren. Das Stück ist die Mittelszene
aus Ruzickas Oper "Celan" und der Versuch, die Sprachlosigkeit angesichts
des Holocaust auf die Bühne zu bringen. Der Chor beginnt einzelne Silben
zu singen, die sich nach einiger Zeit zu dem Wort Jerusalem verdichten.
Das Ganze wird von einem oft laut ausbrechenden Orchester begleitet und
unterbrochen. Auch bei dieser schweren Materie ergänzen sich Chor und
Orchester sehr ausgewogen und hinterlassen die Zuhörer verwirrt und betroffen
von solch ungewöhnlichem Programm. Kerstin Schröder
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