Die
neue Spielzeit bescherte dem Staatsopernpublikum ein Rollen- und ein Berlindebüt
bei Bellini.
Daniel
BOROWSKI, Mitglied im Staatsopernensemble, stand erstmals als Oroveso
auf der Bühne. Er besitzt eine angenehme, saubere Stimme, ging aber neben
der mittlerweile übergroßen Präsenz der Norma von Inga Nielsen darstellerisch
unter. Die Rolle verliert bei ihm den Stellenwert, den sein Vorgänger
geschaffen hatte. Oroveso wird wieder zur Nebenrolle.
Neu
an der Staatsoper war Carlo VENTRE. Dieser Tenor singt sicher, beginnt
aber rasch zu langweilen, wirkt zwischen den beiden Damen farblos und
bar jeglicher Ausstrahlung. Allein im Finale des 1. Aktes sowie am Ende
der Oper gelingt es seinem Temperament, den klinischen Touch zu durchbrechen.
Während
ich mich also weite Strecken der Vorstellung fragte, wie ein Mann so ganz
ohne Feuer oder Ehrgeiz Prokonsul werden und gleich zwei eigentlich feindlich
gesinnte Frauen betören konnte, dämmerte mir ein weiteres Mal die Erkenntnis,
daß nahezu perfekter Gesang auf einer Opernbühne eben nicht alles ist
- jedenfalls für mich nicht.
Die
exakt richtige Mischung aus Musik und Emotion bot Inga NIELSEN als Norma
ebenso wie Robynne REDMON in der Rolle der Adalgisa. Beide harmonierten
perfekt miteinander, in dieser Wiederaufnahme verständlicherweise noch
mehr als in der Vorstellung, als Robynne Redmon als Einspringerin einen
großen Erfolg feierte.
Auch
einzeln überzeugten sie: Inga Nielsen kraftvoll im Ausdruck mit beeindruckender
Stimmakrobatik, Robynne Redmon mit charaktervoller Stimme, die aber an
den richtigen Stellen leicht und blumig wirkt.
Die
STAATSKAPELLE (Leitung: Michael GIELEN) und der STAATSOPERNCHOR machten
ihrem guten Ruf musikalisch wieder alle Ehre. Der Berliner Kultursenator
sollte sich endlich selbst ein Bild über die hohe Qualität besonders des
Orchesters machen und die Musiker gemäß ihrer mehr als qualifizierten
Leistung entlohnen. AHS
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