Die
Musikwelt trauert. München trauert. Um Marcello Viotti, der die Welt der
Musikliebenden dieser Stadt so sehr bereichert hat, und der am
16. Februar 2005 nach einem Schlaganfall hier starb.
Wenn
vor 1998, als Viotti das Münchner Rundfunkorchester übernahm, die Intendanz
des Bayerischen Rundfunks auf die Idee gekommen wäre, das Orchester aufzulösen,
vielleicht hätte es kaum Protest gegeben. Als sie dieses allerdings 2004
verkündete, brach eine Welle des Protests los. Viel davon ist Viotti zu
verdanken. Er hat es geschafft, in der musikreichen Stadt Nischen für
sein Orchester zu finden und aufs Wunderbarste auszufüllen. Plötzlich
konnte man Opern hören, die hier selten oder nie auf den Spielplänen der
Opernhäusern standen. Und immer mit Leidenschaft besetzt und aufgeführt.
Große Momente waren das, wenn der temperamentvolle, immer strahlende gebürtige
Schweizer am Pult stand und die Werke zum Leben erweckte. Das war sein
Leben, und er verstand es wie wenige, die Zuhörer daran teilhaben zulassen,
sie hineinzuziehen.
Oder
die von ihm initiierte Reihe Paradisi Gloria mit geistlicher Musik des
20. Jahrhunderts. Der gläubige Katholik Viotti brachte damit Menschen
in die Kirche, die sonst bestenfalls mal in eine Passion gehen. Er zeigte
Werke, die seinen Glauben teilten und diesen auf sinnliche Weise erfahrbar
machten. Dabei war er nie aufdringlich sondern immer freundlich.
Mit
gerade mal 50 hatte der Rastlose noch so viele Pläne. In Venedig war er
dabei, alle Opern Jules Massenets auf die Bühne des La Fenice zu bringen.
Auch wollte er sich heuer dort den großen Wunsch erfüllen und den Parsifal
dirigieren. Er hatte sich so darauf gefreut.
Die
Lücke, die er hinterläßt ist groß, menschlich wie musikalisch. Bei seiner
Familie, der Frau und den vier Kindern, bei denen, die mit ihm arbeiten
durften, und bei denen, die wie ich ihm berührende und begeisternde Musikerlebnisse
verdanken. KS
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