Am
vergangenen Freitag, den 9. Februar 2007 ist der Bariton mit einem großen
Herz für Wien in seiner griechischen Heimat im 78. Lebensjahr nach langem
Leiden verstorben.
Viele
Freunde trauern jetzt um diesen großartigen Sänger, der eine Bilderbuchkarriere
gemacht hatte. Kaum ein Sänger kann im Alter von 21 Jahren in einer Hauptrolle
auf der Bühne stehen , noch weniger ein Bariton und noch weniger als Rigoletto.
Und doch war dies der Beginn der Karriere von Kostas Paskalis.
1929
in Levadia nahe von Delphi geboren, studierte er am Musikkonservatorium
Klavier sowie Komposition und wollte eigentlich Dirigent werden. Er nahm
auch Gesangsunterricht und sang dann im Chor der Oper in Athen. Und eben
dort fand sein Debüt als Solist, als Rigoletto statt, da der vorgesehen
Bariton plötzlich absagte, und das Wagnis wurde zum sensationellen Erfolg
mit dem eine steile Karriere begann., die sehr schnell ins Ausland führte.
Die ersten Engagements führten ihn nach Moskau, Berlin, und er landete
dann 1958 bereits in Wien.
Hier
debütierte er als Renato in "Maskenball", und Wien wurde auch für zwei
Jahrzehnte zu einem Fixpunkt in seiner Sängerkarriere. Der internationale
Erfolg blieb deshalb nicht aus, und er sang an der Met ebenso wie in Glyndebourne,
oder an der Covent Garden Opera, in Paris, Brüssel oder Rom.
Neben
dem klassischen Repertoire wie Marquis Posa, Don Carlo in der "Forza",
Graf Luna, Escamillo, Amonasro, Tonio im "Bajazzo" oder Alfio in "Cavalleria",
Gerard im "Chènier", war Kostas Paskalis auch bei einer Uraufführung der
"Bassariden" von H.W.Henze bei den Salzburger Festspielen unter den Hauptinterpreten,
und seine gesangliche Leistung wurde hier besonders hervorgehoben und
auch bei der vor einiger Zeit erschienenen CD dieser Aufführung, ist dies
wieder betont worden.
Leider
gibt es relativ wenige Aufnahme mit dem Künstler ("Carmen", "Rigoletto",
auf DVD "Macbeth"), es ist aber zu hoffen, daß aus diesem traurigen Anlaß
(wie so oft) der eine oder andere Mitschnitt publiziert wird.
Wenn
man sich Kostas Paskalis in Erinnerung ruft, dann hat man eine kräftige,
etwas rauh timbrierte Stimme im Ohr, die aber auch schmeicheln konnte,
optisch einen " good looking man" und einen starken Gestalter auf der
Bühne.
Ganz
großartig waren sein Renato in "Maskenball" und Macbeth, nicht minder
eindrucksvoll sein Rigoletto, Scarpia und Germont. Sämtliche seiner Rollengestaltungen
waren stets bis in kleinste Detail ausgefeilt, und als zusehender Zuhörer
war man immer angespannt und neugierig auf neue Facetten in Gesang und
Rollenbild. Die heute so oft gebräuchliche Beschreibung " Singschauspieler"
hat bei Kostas Paskalis voll zugetroffen, und das zu einer Zeit, wo das
noch wenig verlangt und erwartet worden ist. Auch sein Ensemblegeist und
seine Treue zu den Opernhäusern, die sein Karriere prägten, wurden sehr
geschätzt. Wien hatte hier besonders profitiert, den er sang mehr als
zwanzig Jahre in 640 Aufführungen im Haus am Ring. Auch an der Volksoper
war er sehr oft zu hören.
Meist
bringt man Kostas Paskalis, der auch den Kammersängertitel verliehen bekommen
hatte, mit Bösewichtern, Helden oder schwierigen Persönlichkeiten des
Opernrepertoires in Verbindung, dabei ist es ihm aber auch ausgezeichnet
gelungen spritzige , humorvolle Rollen zu gestalten. Da wäre einerseits
der "Barbier von Sevilla" zu erwähnen, andererseits "Schwanda, der Dudelsackpfeiffer"
von J. Weinberger, ein ganz liebenswerte Buffooper, die für einen vielseitigen
Künstler eine große Herausforderung war. Dieses Werk wurde an der Volksoper
aufgeführt, und wie immer, wenn ich von einem Werk/Künstler begeistert
bin, habe ich mir einige Aufführungen davon angesehen).
Nach
dem Abschied von der Bühne leitete Kostas Paskalis einige Jahre mit viel
Engagement die Oper von Athen und war als Lehrer bemüht, seine Gesangskultur
weiter zu geben und junge Künstler zu fördern. Die letzten Jahre waren
jedoch durch Krankheit geprägt, und Aktivitäten gab es kaum noch.
Den
Musikliebhabern und Freunden von Kostas Paskalis bleibt in Dankbarkeit
die Erinnerung an schöne und interessante Stunden im Operngeschehen….
"Und die Erinnerung ist ein Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden
kann". (dieser Spruch, den meine Mutter vor vielen Jahren auf einer kleinen
Holztafel geschenkt bekommen hatte, welche nun in meinem Besitzt, ist
kommt mir bei solchen und ähnlichen Anlässen immer wieder in den Sinn).
EH
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