„Die Entführung aus dem Serail“ – 14. April 2015

Von der einstigen intensiven Personenregie von Johannes SCHAAF ist nach fast zweiundzwanzig Jahren verständlicherweise nicht mehr allzuviel übrig geblieben. So bleiben die meist kleidsamen Kostüme und ein praktikables Bühnenbild (Wolfgang GUSSMANN), sowie das, was die Darsteller aus ihren Rollen machen.

Stars des Abends waren die beiden Tenöre. Da war Dovlet NURGELDIYEV, der den Belmonte mit vollendetem Mozart-Gesang darbot, jede Phrase strömen ließ und dabei keine Grenzen zu kennen schien. Die Sprachbehandlung sowohl im Gesang wie auch im Sprechtext war exzellent, die Darstellung mit hübschen Nuancen ausgestattet, z. B. bei Gefahr erst einmal den Diener vorzuschicken. Gerade das Zusammenspiel mit Pedrillo Manuel GÜNTHER bereitete unglaublichen Spaß beim Zusehen. Manuel Günther ersang sich einen großen persönlichen Erfolg, war in jeder Sekunde der keineswegs anspruchslosen Partie gewachsen, die er mit schöner, seit der letzten Begegnung gewachsener Stimme durchmaß, und wirkte dabei immer spontan.

Brenda RAE ließ sich als Konstanze ansagen. Man hörte den Erklältungsrest bei einigen vorsichtig angesetzten Tönen, rein stimmlich war an ihr nichts auszusetzen. Leider legte sie die Figur deutlich zu „trauerweidig“ an, „Traurigkeit ward mir zum Lose“, schien überhaupt kein Ende nehmen zu wollen, da es alles sehr gleichförmig dahinfloß. Auch darstellerisch blieben hier Akzente aus, inwieweit diese Konstanze in irgendeinem Zwiespalt war, bleibt ihr Geheimnis. Darstellerisch war Siobhan STAGG als Blonde großartig, eine emanzipierte, starke junge Frau, die sich durch nichts unterkriegen läßt. Würde sich diese Darstellung noch ein bißchen mehr stimmlich ausdrücken, so daß sie bei den Spitzentönen mehr Mut beweisen würde, dürfte die Sängerin in dieser Rolle keine Konkurrenz fürchten.

Wilhelm SCHWINGHAMMER hat keine Probleme mit den stimmlichen Voraussetzungen des Osmin, auch wenn die Stimme sicherlich schlanker geführt wird als bei einigen Rollenvorgängern. In der Darstellung war hier doch das eine oder andere nicht perfekt genug getimt, zu sehr auf gewollte Komik gesetzt, was gerade im Zusammenspiel mit den beiden Tenören und Blonde auffiel. Götz SCHUBERT als Bassa Selim verblüffte zunächst dadurch, daß er alles Salbungsvolle aus seinem Spiel herausgenommen hatte, was jedoch als Idee zum Schluß wunderbar aufging, denn es machte die Figur nur noch menschlicher. Nils MALTEN ergänzte als sehr norddeutscher Klaas.

Dirigentin Kristiina POSKA bot einen niemals langweiligen, recht flotten und immer sängerfreundlichen Mozart. Die PHILHARMONIKER HAMBURGER folgten ihr und boten ebenfalls eine tadellose Leistung. Auch der CHOR (Leitung Christian GÜNTHER) war in sehr guter Verfassung, so daß es sich um einen gelungenen Abend handelte.
MK